Die Challenge
Meine erste 24-Stunden-Staffel seit mehr als 10 Jahren und das erste 24 Stunden-Rennen seit 3 Jahren – und das noch dazu beim 24h-Radmarathon in Grieskirchen, wo ich schon 2019 starten wollte. Damals allerdings in der Solo-Kategorie, doch da machten mir Problem mit dem Fuß einen Strich durch die Rechnung. Mit Michi, Gerald und Philipp starteten wir für Team Arrowsphere 3 und angepeiltes Ziel waren 40 Runden oder 860 Kilometer.
Der Kurs in Grieskirchen ist 21 Kilometer lang mit knapp 200 Höhenmeter, zwei kleine Anstiege – ein Schmierer am Anfang der Runde und eine etwas steilere Rampe in der Mitte, danach die schnelle Abfahrt nach Bad Schallerbach und flach zurück nach Grieskirchen.
Ich reise wie so oft mit dem Zug an, um 9:45 bin ich am Fahrerlager, um deren Aufbau sich Michi und ein paar Kollegen schon am Freitag gekümmert haben, vielen Dank dafür. Mit den Fahrern unserer beiden anderen Staffeln besprechen wir noch Taktik („nicht abreißen lassen“) und Verpflegung („immer essen“), bevor es nach einem letzten kurzen Check zum Warmfahren und Start geht. Ich darf als Startfahrer gleich die ersten beiden Runden bestreiten.

Los geht’s
Vor dem Start weisen mich Gerald und Michi als profunde Kenner der oberösterreichischen Rennradszene noch auf ein paar Fahrer hin, an die ich mich anhängen sollte. Mein Ziel ist es aber ohnehin, an der Spitze so lange wie möglich dran zu bleiben. In den letzten Jahren wurde die erste Runde immer mit knapp 30 Minuten bestritten, das sollte für mich möglich sein.
Um 11:45 erfolgt der Start und im ersten Anstieg wird sofort attackiert und das Feld auf 10 Fahrer dezimiert. Ich kämpfe, kann aber dran bleiben. Am zweiten Anstieg verliere ich auf der letzten Rampe den Anschluss um ein paar Meter trotz 600 Watt Leistung. Das Loch kann ich in der Abfahrt nicht mehr schließen und so muss ich alleine den Rest der Runde bestreiten – und dennoch steht eine Rundenzeit von 30:49 zu Buche. Anfang der zweiten Runde schließt die zweite Gruppe zu mir auf und dort kann ich gut mitfahren, im zweiten Anstieg kann ich sogar die Gruppe zerreißen, sodass wir zu viert wieder in Grieskirchen ankommen, wo ich an Gerald übergebe. Etwas enttäuscht kehre ich zum Fahrerlager zurück.

Wir sind vorne???
Dort empfängt mich Michi grinsend: „Stark gefahren, wir führen.“ Ich schaue verständnislos und werde aufgeklärt, dass wir die ersten der Normalo-Wertung in der 4er-Staffel sind. Die Staffeln, die um das Österreichische Meistertrikot fahren, werden extra gewertet.
Gerald, Michi und Philpp absolvieren je zwei Runden und Philipp übergibt so, dass ich wieder in einer starken Gruppe mitfahren kann. Er selbst war leider zwei Runden fast alleine. Das Spiel wiederholt sich dann merhmals, das Wechselintervall verkürzen wir auf eine Runde. In den kurzen Pausen zwischen Ausfahren, Nahrungsaufnahme, Kurzanalyse und wieder einrollen kann man das tolle Ambiente der Veranstaltung genießen. Das Team neben uns hat zum Beispiel einen riesigen Container als Fahrerlager aufgestellt, inklusive Ergometer, Bildschirm, Gasgriller und jeder Menge Bier.
Das Bier muss bei uns noch warten, aber langsam können wir den Vorsprung auf das zweitplatzierte Team ausbauen – besonders hilfreich dabei zwei Runden mit den ganz schnellen Big Teams und Staffeln, in denen „richtig Radrennen“ gefahren wird.
Endspurt
In der Nacht gehen die Rundenzeiten etwas zurück und auch unser Vorsprung schrumpft nach einem Defekt bei Michi. Doch es bleibt trocken und ab vier in der Früh ziehen wir wieder davon – auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem Team der Kinderkrebshilfe. Wir müssen dreimal rechnen bevor wir realisieren, dass die 900 Kilometer realistisch sind. Der Wind hat mittlerweile von Ost auf West gedreht und damit wird das Flachstück von Bad Schallerbach nach Grieskirchen zur Qual.
Selbst der zwei Stunden vor Rennende einsetzende Regen kann uns nicht stoppen und als ich Gerald auf die letzte Runde schicke ist klar: Platz 1 in der Viererstaffel beim 24h-Radmarathon-Grieskirchen und eine Kilometerleistung von 902 Kilometern werden es schlussendlich – damit verbunden ist die Aufnahme in die Hall of Fame.
Danke an Arrows EC für die Einladung!
