Wie lesen wir Texte?

Und wieder ein Beitrag, den ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Institutsleiter am Österreich Institut Brno veröffentlicht habe – dieser Text stammt aus 2014:

Lesen ist sowohl in der Muttersprache wie auch in der Fremdsprache eine absolute Schlüsselkompetenz. Beim Lesen eines Textes kommt es immer sehr stark darauf an, was Ihr eigentliches Ziel ist – einen Roman lesen Sie anders als ein berufliches Mail und das wieder anders als etwa ein Kochrezept.  Im folgenden Beitrag möchte ich Ihnen einige Tipps geben, wie Sie mit einfachen Lesestrategien schneller oder auch besser Lesen können, insbesondere auf Deutsch und im beruflichen Bereich.

Dort müssen wir meist entweder den Textinhalt grob verstehen (auch als Skimming bezeichnet) oder aber wir suchen ganz bestimmte Informationen im Text (auch Scanning genannt). Das ist natürlich stark abhängig von der Textsorte (Mail, Memo, Plan, Protokoll, Jahresbericht etc.). Machen Sie sich daher noch vor dem ersten Lesen klar: Welche Informationen benötige ich eigentlich?

Beim Lesen in der Fremdsprache kann uns die Suche nach folgenden Elementen das Verstehen erheblich erleichtern:

  • Eigennamen – gut erkennbar an der Großschreibung, wobei das etwa im Tschechischen oder Englischen besser funktioniert, da ja auf Deutsch (leider) auch alle Substantive mit einem Großbuchstaben beginnen
  • Internationalismen – Wörter, die in vielen Sprachen gleich oder ähnlich sind: Taxi oder Hotel z.B.
  • Zahlen und Daten
  • Gliederung des Textes: Achten Sie auf Fettdruck, Kursivdruck, Absätze und Überschriften
  • Bilder und Bildunterschriften (wenn vorhanden)

Um die wichtigsten Informationen aus einem Text zu filtern, bietet sich auch ein Frageschema an den Text an:

Was?
Wer?
Wann?
Wo?
Wie?
Warum?

Mit der Beantwortung dieser Fragen sind meistens die Schlüsselinformationen geklärt – wenn Sie jedoch ganz bestimmte Informationen brauchen, erstellen Sie am besten ein eigenes Fragenraster vor dem Lesen – das könnte dann z.B. auch so aussehen:

  • Bis wann?
  • Stückzahl?
  • Kontaktperson?
  • Wohin schicken?
  • Wie schicken?

Ist Ihr Interesse geweckt und Sie möchten gerne noch schneller lesen können – nach dem Lesen dieses Artikels können Sie vielleicht mit Woody Allen mithalten, der einmal behauptet hat, er habe nach einem Kurs im Schnelllesen Tolstois „Krieg und Frieden“ in 20 Minuten gelesen. Seine Analyse fiel allerdings auch recht kurz aus: „Es geht um Russland.“

Und in welcher Sprache ist eigentlich der folgende Text geschrieben?

„Luat enier sidtue an eienr elgnhcsien uvrsnäiett, ist es eagl in wcheler rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. das eniizg whictgie ist, dsas der etrse und der lztete bstuchbae am rtigeichn paltz snid. der rset knan tatol deiuranchnedr sien und man knan es ienrmomch onhe porbelm lseen. das legit daarn, dsas wir nhcit jeedn bstuchbaen aeilln lseen, srednon das wrot als gzanes.“

Verstehen Sie den Text? Warum glauben Sie, können wir den Text verstehen?

Die Hintergründe sind nicht nur aus linguistischer Sicht (da sind die Buchstabendreher nämlich ein alter Hut) spannend: http://www.akrue.privat.t-online.de/dumm61.htm.

Nicht vorenthalten will ich Ihnen am Ende dieses Eintrag noch die Seite, der Deutschen Digitalen Bibliothek, in der Sie zehntausende von Text-, Video- und Audiodokumenten aus Deutschland finden. Viel Spaß beim Schmökern!